Böhmerland

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Böhmerland/Cechie

Die Böhmerland gilt als das längste Serien-Motorrad der Welt. Sie wurde in den Jahren 1925 bis 1939 von dem Mechaniker Albin Liebisch in Schönlinde (Krásná Lípa, Kreis Rumburg / Sudeten-land, heute Tschechische Republik) produziert. Für die tschechische Kundschaft wurde sie unter dem Namen Cechie vertrieben (was das gleiche bedeutet). Motor, Rahmen und die eigenartige Gabel, es handelt sich um eine geschobene Kurzschwinge, wurden von Liebisch konstruiert.

Sie zeichnet sich vor allem durch ihre dreisitzige Bank und Motorplatzierung vor dem Fahrer aus, was ihr zu der enormen Länge verhalf. Die zwei zigarrenförmigen Tanks wurden am Hinterrad angebracht und ließen so freien Blick auf die Ventil-Kipphebel des OHV-Einzylinders, die zwischen den Fahrerknien ihr Werk verrichteten. Als Treibstoff sollte außer Benzin im warmen Zustand auch Diesel und Heizöl möglich sein.

Es wurden insgesamt ca. 3.000 Böhmerland/Cechie 600 (16Ps später 24Ps) gebaut, darunter auch Sondermodelle, z. B. eine kürzere Version für nur zwei Personen und eine längere für vier Personen. Letztere war für das Militär gedacht und hatte zwei Getriebe, von denen das erste vom Fahrer und das zweite von einem der Beifahrer geschaltet wurde. Somit verfügte die Maschine über neun Gänge. Es wurde auch eine Rennversion angefertigt mit einer Höchstgeschwindigkeit bis 160 km/h. Ein Beiwagen samt Reserverad war auch erhältlich

Liebisch entwickelte auch ein 350ccm „Volksmotorrad“ mit einem 1Zylinder Zwei-Taktmotor als Gegenstück zum Volkswagen. Es wurden aber nur einige Prototypen gefertigt.

Die Kleinfabrikation des Motorrades wird in Hinblick auf die Liebe für das kleinste Detail mit der von Bugatti verglichen. Dieser Vergleich wird jedoch auch aus einem anderen Grund gezogen: Der Industrieriese und leidenschaftliche Bugatti Fan Alfred Hielle, ein persönlicher Freund des großen Ettore, war die Quelle der finanziellen Mittel für Liebisch‘s verschiedenen Projekten.

Ettore Bugatti hatte von dem außergewöhnlichen Konstrukteur Liebisch von Hielle erfahren. Er stylte und fertige für die Böhmlerland die Gussform der Räder.

Liebisch musste seine Pläne für die Ausdehnung seiner Produktion aufgeben als die Okkupation der Tschechoslowakei durch Deutschland mit ihrer desaströsen Auswirkungen auf die Wirtschaft seine Träume wie eine Seifenblase zerplatzen ließ.

Wie dem auch sein mag, das kann der Grund sein, warum Kenner in aller Welt heute die "Böh-merland" als eine der Top Raritäten in der Welt der Motorräder würdigen und zu schätzen wissen...